Heft 11 – Der wilde Osten

1919: Freikorpskrieg im Baltikum

Ende 1918: Der Erste Weltkrieg ist vorbei, nach viereinhalb Jahren blutigen Ringens flutet das graue Millionenheer von den Kriegsschauplätzen in Ost und West zurück. Nicht jedoch im äußersten Nordosten. Dort hält die letzte Front, und dort, im fernen baltischen Land, wird 1919 der Krieg erneut toben. Während von allen Fronten die Soldaten zurück in die Heimat marschieren, strömen hier zu Tausenden aus ganz Deutschland die Freiwilligen ins Land, um gegen die Rote Armee Sowjet-Rußlands zu kämpfen, die im November 1918 in das Baltikum eingefallen ist und die deutsche Grenze bedroht.

1917 haben die Kommunisten unter der Führung Lenins in der Oktoberrevolution in Rußland die Macht an sich gerissen. Das Riesenreich versinkt im Bürgerkrieg. Die roten Herrscher im Kreml schließen im Frühjahr 1918 Frieden mit Deutschland, dessen Heere weit im Osten stehen. Rußland verzichtet auf seine Westgebiete, Deutschland bleibt als Schutzmacht im Baltikum. Im November 1918 bricht jedoch in Deutschland die Revolution aus. Das Heer löst sich auf – so auch die in den baltischen Provinzen stehende 8. deutsche Armee.

Sowjet-Rußland sieht nun seine Stunde gekommen. Die Rote Armee greift das Baltikum an. Rasch haben die Kommunisten im Dezember Estland und weite Teile von Lettland überrannt. Unter dem Stiefeltritt der Roten Armee fällt am 3. Januar 1919 die lettische Hauptstadt Riga, am 8. Januar Mitau in Kurland, dem westlichen Teil Lettlands. Die noch verbliebenen Reste der 8. deutschen Armee halten Anfang des Jahres als „Eiserne Brigade“ am Windau-Fluß die Front gegen die Kommunisten – 50 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt (siehe Karte S. 60).

Die neue deutsche Regierung und die provisorische lettische Regierung schließen einen Pakt. Berlin will freiwillige Kämpfer in das Baltikum senden, um die Rote Armee zurückzudrängen. Die Werbestellen, die überall in Deutschland wie Pilze aus dem Boden schießen, werden überrannt. Zu Tausenden melden sich die Freiwilligen – Soldaten, Arbeiter, Handwerker, Studenten –, um ins baltische Land zu ziehen und gegen die Kommunisten zu kämpfen.

Den Befehl über die deutschen Truppen im Baltikum hat Major Bischoff. Aus der Eisernen Brigade und den ins Land strömenden Freiwilligen schmiedet er die „Eiserne Division“, die bald mehrere tausend Mann umfaßt. Mitau, die Hauptstadt von Kurland, ist das erste Ziel der Offensive der „Baltikumer“, die im Frühjahr 1919 anrollt…

Doch ist dies kein gewöhnlicher Krieg. Im baltendeutschen Landadel und Stadtbürgertum sieht die Rote Armee, der sich auch viele einheimische Kommunisten angeschlossen haben, den „Klassenfeind“. Die Kommunisten haben in den deutschen Gutshöfen, Herrenhäusern und Bürgerstädten eine einzige Blutspur hinterlassen, das von alter deutscher Kultur geprägte Land ist zum „wilden Osten“ geworden. Aber auch auf deutscher Seite zeigt der Freikorpskrieg Härten, und die Grenzen der konventionellen Kriegsführung werden auch hier überschritten…

Der Autor, der im Baltikumkrieg 1919 selber ein Bataillon befehligte, erzählt auf den folgenden Seiten in dichten Schilderungen die Geschichte des Hauptmanns Hans Rodenholm. Im Februar 1919 trifft Rodenholm in Kurland ein. In der Eisernen Division erhält er den Befehl über einen Freiwilligen-Trupp zugeteilt. Und schließlich beginnt der Vormarsch…

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