4. Februar 1919: Schicksalskampf gegen die Bremer Räterepublik
Unruhen und Aufstände erschüttern zur Jahreswende 1918/19 Deutschland – es ist Revolution. Im Umbruch von der Monarchie zur Republik sind die Machtverhältnisse chaotisch, radikale und gemäßigte Linke ringen um die politische Gestaltung im Land. In vielen Städten ruft die radikale Linke Anfang 1919 „Räterepubliken“ aus. Die Herrschaft der „Arbeiter- und Soldatenräte“, die vielerorts die politische Gewalt übernommen haben, soll auf diese Art gefestigt, die Revolution weiter vorangetrieben werden. Die SPD-Regierung in Berlin wirft jedoch Reichswehr- und Freikorps-Truppen gegen die revolutionäre Welle und zerschlägt die Räteherrschaften – so in München, Braunschweig, Halle und Magdeburg. Aber auch Bremen wird Schauplatz blutiger Kämpfe.
Dort übernimmt am 14. November 1918 ein von der radikalen Linken beherrschter Arbeiter- und Soldatenrat die Macht. In der Folgezeit wird der Einfluß der Kommunisten immer größer, und die Räteführung gerät zunehmend in Konfrontation zu Bürgerlichen und Sozialdemokraten. Die Lage verschärft sich, als Ende Dezember das Infanterieregiment 75 in die Stadt zurückkehren soll, dessen Offiziere die Revolution ablehnen. Die Räteführung beginnt jetzt mit dem Aufbau einer roten Armee. In Verhandlungen mit dem Regiment erklären sich die Rätevertreter bereit, Senat und Bürgerschaft wiedereinzusetzen, wollen sich jedoch ein Vetorecht vorbehalten. Am 1. Januar 1919 marschiert das Regiment in Bremen ein, wo es von den Bürgern mit dem Deutschlandlied empfangen wird. Die Räteregierung läßt die Soldaten entwaffnen.
Die Spannungen zwischen Linksradikalen und Sozialdemokraten nehmen unterdessen weiter zu. Am 10. Januar rufen die radikalen Linken und Kommunisten schließlich die Räterepublik aus. Sie erklären Senat und Bürgerschaft für endgültig abgesetzt und schließen die SPD-Vertreter aus allen verbliebenen Positionen aus.
Die desolate finanzielle Lage und innere Konflikte schwächen das Räteregime und bringen die Stadt an den Rand eines Bürgerkrieges. Hilferufe aus der Bürgerschaft nach Berlin ergehen. Die Reichsregierung kann aber erst eingreifen, als nach der Niederschlagung des kommunistischen Spartakusaufstandes in Berlin Ende Januar reguläre Truppen frei werden. Als „Division Gerstenberg“ unter Führung von Oberst Wilhelm Gerstenberg werden diese am 29. Januar in Verden nordwestlich von Bremen zusammengezogen. Zu Teilen von Gerstenbergs 3. Landesschützenbrigade und der Marinebrigade 1 unter Oberst von Roden treten 600 Freiwillige, die sich unter Major Walter Caspari vom Infanterieregiment 75 zum „Freikorps Caspari“ zusammengeschlossen haben.
Verhandlungen über eine friedliche und geordnete Entwaffnung der roten Armee scheitern. Schließlich gibt SPD-Reichswehrminister Gustav Noske den Befehl, die Räterepublik zu zerschlagen. Gerstenbergs Truppen und das Freikorps Caspari marschieren vor Bremen auf. Die Räteregierung ist indessen zum Widerstand bereit. Straße um Straße, Haus um Haus muß die Stadt an der Weser von den Kommunisten zurückerobert werden. Am 4. Februar 1919 ist der Tag der Entscheidung gekommen – der Angriff auf Bremen beginnt.
Bestellformular: Bestellformular | Freikorps